Das sind sich spreizende Figuren aus dem weichen Holz des Thuja (Lebensbaum).
26. 11. 1998
(Auszug)

von, Christine Peters

…die Neuartigen: Das sind sich spreizende Figuren aus dem weichen Holz des Thuja (Lebensbaum).
Lebensbäume haben ein dichtes Wurzelwerk, das mit der Säge auf ein Zwanzigstel reduziert wird.

Von den vielen Trieben bleiben vier, drei oder zwei übrig, die, auf den Kopf gestellt die Standbeine werden.

Sechs Stunden Knochenarbeit an der Kettensäge in ihrem Atelier in Michelstadt sind der Regelfall – „ein Glücksgefühl“.

Es entstehen knorrige, angespitzte, geborstene, archaisch anmutende Figuren mit geschundener Oberfläche.

Bei deren Anblick man an die „Blumen des Bösen“ denken mag, die ihre Köpfe gen Licht recken und die Anmut des Schreckens verkörpern.

Die Thujen stammen aus Gärten oder von Friedhöfen.

Kürzlich stellte die Künstlerin in der Pflanzenhalle des Frankfurter Haupfriedhofs erstmals ihre Kopffüßleraus, an denen sie zwei Jahre gearbeitet hatte.

Berührungsangst bei einem Ort, an dem der Tod die Hauptrolle spielt, habe sie nicht, sagt sie, die den „Schrecken zum kreativen Motor“ gemacht hat.

Beim Einrichten der Halle rollten die Särge an ihr vorbei:“Ich habe den Toten die Vorfahrt gelassen.“

Ihre Haltung speist sich aus Erfahrung und ist zugleich ein Erbe ihrer schlesischen Großmutter, die im Krieg Haus und Hof und Kinder verteidigte, flüchtete, im Westen neu anfing und ihrer Enkelin vorlebte, daß Angst auch Antrieb sein kann.

„In unserer Familie waren immer die Fraun die Starken“, sagt die Bildhauerin.

„Eiserne Selbstdisziplin“ nennt sie als Fundament ihrer inneren Standfestigkeit, die ihr einst das Leben gerettet haben mag und die der Motor ihrer Kunst ist.