Ein sehr schöner Artikel – fast über eine ganze Seite mit 3 grossen Fotos erschien am 30. Mai 2007
Direkter Link(leider auch ohne Fotos):

www.rhein-main.net

Verlassen, mit verfleckten Teppichböden und vergilbten Tapeten – so zeigt sich im schlimmsten Falle ein leer stehendes Objekt dem potentiellen neuen Mieter.

„Fährt man durch Frankfurt, starren den aufmerksamen Besucher dunkle Fensterhöhlen an. Traumhaft gelegene, aber gähnend leere Ladenflächen“, hat die Frankfurter Künstlerin Gabriele von Lutzau festgestellt. 

Das brachte sie auf eine Idee: Verlassene Geschäftsräume sollen zu Kunsträumen werden. „Ein leer stehendes Objekt, das sich unrenoviert, aber trotzdem durch moderne Kunst attraktiv und belebt zeigt, vermietet sich gleich leichter“, meint die Bildhauerin.

Ihre Initiative, nicht vermietete Immobilien für Ausstellungszwecke zu nutzen, stieß auf Interesse bei der Kanzlei Morgan Lewis. 

Die Immobilienfirma Rosen-Management stellte das Gebäude zur Verfügung, die Kanzlei übernahm die Vermarktung in Sachen Kunst. „Der Immobiliensektor gehört zu unseren Kernkompetenzen. 

Außerdem wirkt Kanzlei-Partner Jörg Siegels auch als Künstler mit“, erklärt Martha Guttmann von der Marketingabteilung Morgan Lewis. 

So wurden die leeren Büros in der Guiollettstraße 54 zur Galerie mit 1000 Quadratmetern. „Mit moderner Kunst bestückt, in helles Licht getaucht, bekommt das Objekt doch frischen Wind auf dem Vermietungssektor. 

Zudem sind die Instandsetzungskosten durch fehlende Lüftung und angegriffene Rohre bei längerem Leerstand deutlich niedriger, weil die Räume durch die Ausstellung genutzt werden. Heizung und Licht lassen sich meist per Zeitschaltuhr elektronisch steuern. 

Und die Künstler, können sich, ohne einen Galeristen zwischenzuschalten, selbst präsentieren und vermarkten“, erklärt Gabriele von Lutzau das Prinzip. 

Und sie nennt gleich noch einen angenehmen Nebeneffekt: „Der Hausherr lädt seine potentiellen Kunden, seine Geschäftspartner und Freunde ein und kann sich mit Kunst schmücken. Die leeren Räume sind gleich attraktiver.“ 

Gabriele von Lutzau zeigt Skulpturen in Form von Wächterfiguren, Flügeln, Fiederungen, Herzen, Lebenszeichen und Vögeln. Sie bearbeitet seit 20 Jahren Holz – mit Kettensäge und Feuer. 

Die so entstandenen Skulpturen lässt sie in kleinen Auflagen in Bronze und Eisenguss gießen. Ihre Kunstwerke aus dem Schwemmholz Neuseelands sind ab 5500 Euro aufwärts zu haben. 

Früher war in dem Gebäude die Metallbank eingemietet. Aus dem Tresorraum quellen jetzt 111 Kokons hervor – eine Installation der Künstlerin Karin Goetz. Käuflich zu erwerben für 11 111 Euro. „Mit diesen Verpuppungen assoziiere ich die Isolation des Menschen in der heutigen Zeit. Aber ich will auch demonstrieren, dass Schützenswertes zu bewahren ist“, erklärt die Künstlerin. In den Nebenräumen sind ihre Zeichnungen zu diesem Thema zu sehen. 

Waltraud Kunz, deren Bilder ebenfalls in der Guiollettstraße zu sehen sind, malt mit Naturpigmenten auf Ölbasis. 
An der großformatigen Aufnahme einer Familie hat sie sieben Monate gemalt. „Ich arbeite ohne Pinsel, nur mit einem Spachtel. Das Bild wirkt dann wie marmoriert. Erst ganz zum Schluss entstehen die Konturen.“ 

Zu besichtigen sind auch Installationen aus Tierhäuten von Marlen Seubert sowie Werke von Manfred Maria Rubrecht. 

Kennzeichnend bei dem ausgebildeten Farblithografen ist der breite Pinselstrich, aus dem sich scheinbar konturlos das Bild zusammensetzt. 

Die Installationen von Jörg Siegels, Steuerpartner bei Morgan Lewis, sind inspiriert vom aktuellen Zeitgeschehen – als Material verwendet er  Treibholz.

von 
Beate Lambrich 

Geöffnet bis 27. Juni, mittwochs von 14 bis 18 Uhr oder nach Vereinbarung unter 01 71/6 51 09 37.