Kunst mit Säge und Feuer.
Von Jutta Perino
„Heil werden“, das sollen die Menschen, wenn sie ihre Skulpturen betrachten, wünscht sich Gabriele von Lutzau. Die Bildhauerin gestaltet derzeit zusammen mit fünf weiteren Künstlern zum zweiten Mal eine „temporäre kulturelle Zone“ in den Räumen einer ehemaligen Bank in Frankfurt. Mit diesem Projekt versucht sie leer stehende Räume bis zur Neuvermietung zu einem „neuen spannenden Leben zu erwecken, damit diese zu Freiräumen und Spielräumen für Fantasie, Engagement, konstruktive Auseinandersetzung und Träume werden“.
Die Initiatorin der Ausstellung, Gabriele von Lutzau, zeigt Skulpturen in Form von Wächterfiguren, Flügeln, Fiederungen, Herzen, Lebenszeichen und Vögeln. Die Objekte bestehen aus Holz, Bronze oder Eisen. Was sie damit ausdrücken will: „Die Macht der Leichtigkeit, der Liebe und der Lust am Leben gegen die Macht des Terrors, des Todes und der Fesseln der Welt.“
Zur Kunst gelangte sie über einen Töpferkurs. Doch sie merkte schnell, dass Ton nicht das richtige Material für sie ist. Bald entdeckte sie das Holz, das sie mit Stechbeitel und Meißel bearbeitete. „Ich habe das Talent, in Sachen hineinzuschauen. Ich weiß, was drin steckt“, sagt sie von sich. Bei einem Autounfall in Neuseeland wurde ihr rechtes Handgelenk zertrümmert, und es wurde schnell klar, dass sie keine klassische Bildhauerin werden konnte. „Doch, dass etwas nicht geht, darf man mir als Löwin nicht sagen“, erklärt Gabriele von Lutzau. Was tut sie? Sie wendet sich der Kettensäge zu. Mit Kettensäge und Feuer bearbeitet sie nun seit etwa 20 Jahren Holz. Auch hier sucht sie sich nicht die weichen Stämme aus, nein, sie bearbeitet härteste Thujabäume. „Vor der Kettensäge hatte ich anfangs eine Höllenangst“, erinnert sie sich. Doch mit diesem Werkzeugt gelingt es ihr, dem Holz „eine andere Dimension“ zu geben. Sie setzt „unter Qualen gewachsene Stücke Holz mit Kettensäge und Feuer frei“. „Manchmal“, so sagt sie, „habe ich das Gefühl, das Holz zu erlösen.“
Die im Jahr 1954 in Wolfsburg als Gabriele Dillmann geborene Künstlerin kam mit ihren Eltern als Baby nach Frankfurt. Zunächst arbeitete sie als Stewardess bei der Lufthansa. 1977 befand sie sich an Bord der durch ein palästinensisches Terrorkommando entführten „Landshut“. Für die Passagiere stellte sie während des Geiseldramas eine wichtige Stütze dar – und wurde von der Boulevard-Presse als „Engel von Mogadischu“ bezeichnet. Heute sagt sie dazu: „Ich habe nur meinen Job ordentlich gemacht.“ Nach der Befreiung der Maschine durch die GSG 9 zeichnete sie der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt mit dem Bundesverdienstkreuz aus. Nach ihrer Heirat zog Gabriele von Lutzau mit ihrer Familie nach Michelstadt im Odenwald. Gabriele von Lutzau fühlt sich als echtes „Frankfurter Mädchen“. Sie ist mit ihrer Heimatstadt eng verbunden.
Mit ihren Ausstellungen in leer stehenden Bankgebäuden möchte sie den Frankfurter Bürgern ihre Kunst näher bringen. Unter dem Namen „Kunsträume II“ können die Werke jeden Mittwoch bis zum 13. Dezember von 14 bis 18 Uhr in der Guiollettstraße 54 besichtigt werden.
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